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335 Hast du mich lieb? O Kind der Gnade, höre

Text: Karl Gerok (1815-1890).  •  Eigene Melodie.

1. Hast du mich lieb? O Kind der Gnade, höre, dein Heiland fragt dich jetzt zu dieser Stund’! Hast du mich lieb? O Kind der Gnade, schwöre! Doch eh’ der Schwur ergeht aus deinem Mund, o prüfe dich in ernster heil’ger Stunde! Mein heilig Aug’ durchschaut dich bis zum Grunde. O Kind der Gnade, warum blickst du trüb? Hast du mich lieb?

2. Hast du mich lieb? Wohl hast du dich vermessen: Wenn alle untreu werden, bleib’ ich treu! Und doch, und doch, hast deines Schwurs vergessen, den Herrn verleugnet ohne Scham und Scheu. Ist das der Fels, den ich mir selbst erkoren? Ist das der Petrus, der so hoch geschworen, der sich auf Tod und Leben mir verschrieb? Hast du mich lieb?

3. Hast du mich lieb, so weide meine Lämmer! Die Kleinen bind’ ich dir zuerst auf’s Herz; sie gehn noch zwischen Nacht und Licht im Dämmer. Führ sie auf grünen Auen himmelwärts! Hast du mich lieb, so liebe mich in diesen! Was du den Kleinen tust, ist mir erwiesen. Brennt nicht dein Herz in glaubensstarkem Trieb? Hast du mich lieb?

4. Hast du mich lieb? Du weißt, Herr, alle Dinge, du weißt, o Herr, was meiner Liebe fehlt. O daß dein himmlisch Feuer mich durchdringe, dein Liebeshauch mein totes Herz beseelt! Schreib mir ins Herz die große Heilandsfrage und gib, daß ich gebeugten Sinnes sage: Ich hab dich oft betrübt; vergib, vergib, ich hab’ dich lieb!