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90 O Welt, sieh hier dein Leben

Text: Paul Gerhardt (1607-1676).  •  Mel. Nr. 650: Nun ruhen alle Wälder.

1. O Welt, sieh hier dein Leben am Stamm des Kreuzes schweben, dein Heil sinkt in den Tod. Der große Fürst der Ehren läßt willig sich beschweren mit Schlägen, Hohn und großem Spott.

2. Wer hat dich so geschlagen, mein Heil, und dich mit Plagen so übel zugericht’t? Du bist ja nicht ein Sünder wie wir und unsre Kinder; von Missetaten weißt du nichts.

3. Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schläget, und das betrübte Marterheer.

4. Ich bin’s, ich sollte büßen, an Händen und an Füßen gebunden,in der Höll’. Die Geißel und die Banden und was du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel’.

5. Ich will ans Kreuz mich schlagen mit dir und dem absagen, was meinem Fleisch gelüst’t. Was deine Augen hassen, das will ich fliehn und lassen, soviel mir immer möglich ist.